Die Wahrheit

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Teaser: Lebenslanger Bayer: Allgegenwärtig vor Weihnachten in Bayern ist das Gedicht „Heilige Nacht“ des nach wie vor beliebten Antisemiten Ludwig Thoma.
18. Dezember 2025, 23:06 Uhr
Eine langjährige Weihnachtsradition in Bayern sorgt weiterhin für Diskussionen. Ludwig Thomass Gedicht „Heilige Nacht“ aus dem Jahr 1912 bleibt ein fester Bestandteil der Festtage – in Haushalten rezitiert und auf Bühnen aufgeführt. Doch die antisemitischen Untertöne des Werks und die hasserfüllte Rhetorik des Autors halten die Kontroverse seit Jahren am Leben.
Das Gedicht erzählt von der beschwerlichen Reise Marias und Josefs nach Bethlehem, geprägt von eisiger Kälte und fehlender Unterkunft. Zeilen wie „Im Wald is so staad / Alle Weg san vawaht / Alle Weg san vaschniebn / Is koa Steigl net bliebn“ malen ein düsteres Winterbild. Trotz seiner Beliebtheit umfasst Thomass Erbe auch antisemitische Schriften für den „Miesbacher Anzeiger“, was Kritiker als Grund ansehen, ihm öffentliche Ehrungen zu verweigern.
Jeden Dezember führt Schauspieler Enrico de Paruta „Heilige Nacht“ vor ausverkauften Häusern in München, Ingolstadt und Regensburg auf. Die Tradition hält sich, während die Forderungen lauter werden, Thomass Vermächtnis neu zu bewerten. Straßen mit seinem Namen existieren weiterhin in Grafing, Unterhaching, Dachau und Markt Schwaben – aktuelle lokale Meldungen bestätigen ihre Nutzung für Veranstaltungen und Verkehrsmitteilungen. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter lehnt eine Umbenennung der Ludwig-Thoma-Straße in der Stadt kategorisch ab. „Solange ich Oberbürgermeister bin, wird das nicht passieren“, erklärte er und wies damit Petitionen zurück, den Namen des Autors aus dem öffentlichen Raum zu entfernen.
Die Debatte um Thomass Erbe ebbt nicht ab. Sein Gedicht bleibt ein fester Bestandteil der Weihnachtszeit, während seine Namen auf Straßen in Oberbayern weiterzuführen sind. Fürs Erste gehen Tradition und Kontroverse Hand in Hand – die eine in den Wohnzimmern rezitiert, die andere in den Rathäusern diskutiert.

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